Deutsche Bank: Bitcoin – Das Gold des 21. Jahrhunderts?
Mit einer Marktkapitalisierung von über einer Billion US-Dollar sind Kryptowährungen längst zu einem zentralen Bestandteil des Finanzsystems geworden. Marion Laboure, Analystin bei Deutsche Bank Research, hält es für durchaus möglich, dass Bitcoin die Rolle von Gold im digitalen Zeitalter übernimmt. Doch wie realistisch ist dieses Szenario, und welche Faktoren sprechen dafür oder dagegen?
Bitcoin als Zahlungsmittel: Alltagstauglich oder Illusion?
Theoretisch kann man mit Bitcoin Lebensmittel, Kleidung und Dienstleistungen bezahlen. Praktisch bleibt dies aber eine Ausnahme. Zwar akzeptieren einige Händler die Kryptowährung, doch hohe Transaktionskosten und lange Bestätigungszeiten machen Bitcoin als Zahlungsmittel wenig attraktiv. Während klassische Kreditkartenzahlungen in Sekunden abgewickelt werden, kann eine Bitcoin-Transaktion bis zu zehn Minuten dauern. Hinzu kommen Schwankungen der Transaktionsgebühren: 2021 lagen sie im Schnitt bei rund 20 US-Dollar – für den täglichen Einkauf viel zu teuer.
Wie unterscheidet sich Bitcoin von traditionellen Währungen?
Während der US-Dollar oder der Euro von Zentralbanken herausgegeben und reguliert werden, existiert Bitcoin unabhängig von staatlicher Kontrolle. Gesetzliche Zahlungsmittel müssen von allen Akteuren innerhalb einer Volkswirtschaft akzeptiert werden – für Bitcoin gilt das nicht. Eine Ausnahme bildet El Salvador, das Bitcoin 2021 als offizielles Zahlungsmittel eingeführt hat.
Viele Anleger betrachten Bitcoin als Schutz vor Inflation. Der Grund: Die maximale Bitcoin-Menge ist auf 21 Millionen begrenzt, wovon bereits 89 % im Umlauf sind. Während Zentralbanken Fiat-Währungen unbegrenzt nachdrucken können, bleibt Bitcoin durch sein Protokoll begrenzt – eine Eigenschaft, die ihn für viele als „digitales Gold“ qualifiziert.
Kann Bitcoin wirklich digitales Gold werden?
Gold wird seit Jahrhunderten als Wertaufbewahrungsmittel genutzt. Ähnlich wie das Edelmetall unterliegt auch Bitcoin Kursschwankungen, allerdings in weit extremeren Dimensionen. Während Gold eine vergleichsweise stabile Anlage darstellt, ist Bitcoin hochvolatil. Drei zentrale Faktoren beeinflussen den Preis:
- Rund zwei Drittel der Bitcoins werden für Spekulationen genutzt, was zu starken Schwankungen führt.
- Große Transaktionen oder Marktaustritte einzelner Investoren können das Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht erheblich verändern.
- Der Wert von Bitcoin basiert stark auf der Marktstimmung – ändert sich diese, kann das den Kurs erheblich beeinflussen.
Trotz dieser Risiken wächst das Vertrauen in Bitcoin als digitales Gold. Während er als Zahlungsmittel an Grenzen stößt, könnte er langfristig als Wertaufbewahrungsmittel an Bedeutung gewinnen.
Bitcoin und Ethereum: Zwei unterschiedliche Welten
Bitcoin mag die erste und bekannteste Kryptowährung sein, doch Ethereum verfolgt einen anderen Ansatz. Während Bitcoin als digitales Gold gehandelt wird, bietet Ethereum ein flexibles Ökosystem für dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) und NFTs. Manche bezeichnen Ethereum daher als „digitales Silber“, da es neben seiner Wertaufbewahrungsfunktion auch ein technologisches Fundament für neue Anwendungen schafft.
Die größten Herausforderungen für Kryptowährungen
Ein zentrales Problem bleibt die fehlende Regulierung. Während frühe Krypto-Anhänger gerade diese Freiheit schätzten, stellt sie heute eine Hürde für institutionelle Investoren dar. Viele Staaten planen, private Kryptowährungen strenger zu regulieren – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren verstärken dürfte.
Hinzu kommt der enorme Energieverbrauch: Bitcoin benötigt so viel Strom wie Pakistan mit seinen 217 Millionen Einwohnern. Dieser ökologische Fußabdruck führt zu wachsender Kritik. Zwar könnte technischer Fortschritt den Energiebedarf senken, doch kurzfristig bleibt der hohe Stromverbrauch eine Schwachstelle.
Digitale Zentralbankwährungen als Konkurrenz?
Viele Zentralbanken arbeiten an digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs), die klassische Währungen in digitaler Form abbilden. Im Gegensatz zu Bitcoin wären sie jedoch zentralisiert und reguliert. Werden sie Kryptowährungen verdrängen? Wahrscheinlich nicht. Laboure erwartet, dass Bargeld, Kryptowährungen und CBDCs nebeneinander existieren werden.
Ob Bitcoin wirklich das Gold des 21. Jahrhunderts wird, bleibt offen. Doch eins ist sicher: Er ist gekommen, um zu bleiben – und wird die Finanzwelt noch lange beschäftigen.