Gresham’s Law: Warum gutes Geld verschwindet – und was das für Bitcoin bedeutet
Greshams Gesetz ist ein alter, aber hochaktueller Grundsatz aus der Welt der Geldwirtschaft. Es lautet vereinfacht: Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld aus dem Umlauf. Diese Idee geht zurück auf den englischen Kaufmann Thomas Gresham, der im 16. Jahrhundert beobachtete, dass Menschen Münzen mit hohem Edelmetallanteil lieber horteten, während sie jene mit geringerem Gold- oder Silbergehalt ausgaben. Das Verhalten war vollkommen logisch: Warum sollte man gutes Geld weggeben, wenn man auch mit schlechterem bezahlen kann?

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Das Prinzip lässt sich leicht erklären: Wenn zwei Formen von Geld gesetzlich als gleichwertig gelten – also etwa zwei Münzen mit nominal gleichem Wert, aber unterschiedlichem Goldanteil –, dann wird die höherwertige Münze zurückgehalten oder eingeschmolzen. Nur die minderwertige Münze bleibt im Umlauf. Das bessere Geld verschwindet aus dem Alltag und wird „gehortet“.
Diese Logik lässt sich heute auf das digitale Zeitalter übertragen – insbesondere auf Bitcoin. In der Bitcoin-Community kursiert längst die Ansicht: Bitcoin ist das „gute Geld“, das digitale Gold. Es ist durch seine begrenzte Menge, seine Unabhängigkeit von Zentralbanken und seine Unfälschbarkeit ein Wertspeicher, der Vertrauen schafft. Fiatgeld – also Dollar, Euro oder Yen – hingegen verliert durch Inflation stetig an Kaufkraft. Zentralbanken drucken neues Geld in rauen Mengen, wodurch dessen langfristiger Wert sinkt.
Was folgt daraus? Genau das, was Gresham’s Law beschreibt: Menschen geben „schlechtes“ Geld aus und behalten das „gute“. Sie bezahlen ihre täglichen Ausgaben weiterhin mit Fiatgeld – etwa für Kaffee, Miete oder Streaming-Abos. Bitcoin hingegen wird gehortet, gesichert, langfristig gehalten. Die einen sprechen von HODL, andere vom „Sparen in Bitcoin“. In jedem Fall verschwindet Bitcoin zunehmend aus dem täglichen Zahlungsverkehr und wird zum langfristigen Wertspeicher – so wie früher die Goldmünzen in den Schatztruhen landeten, während billiges Metall den Alltag bestimmte.
Bitcoin erfüllt damit heute eine ähnliche Funktion wie Gold vor Jahrhunderten. Es ist nicht das Tauschmittel für den Wochenmarkt – noch nicht –, sondern das Rückgrat einer neuen Geldordnung für die Zukunft. Gresham’s Law zeigt also nicht nur die Dynamik zwischen gutem und schlechtem Geld, sondern erklärt auch, warum Bitcoin in der Gegenwart selten ausgegeben, aber umso lieber behalten wird.