Rehypothezierte Bitcoin: Das gefährliche Spiel mit mehrfach verliehenen Coins
In der Welt der Finanzmärkte gibt es viele komplexe Mechanismen, die oft nur von Experten vollständig verstanden werden. Ein besonders kritisches, aber wenig beachtetes Phänomen ist die Praxis der Rehypothezierung von Bitcoin. In einfachen Worten bedeutet dies, dass Institutionen ihre echten Bitcoin mehrfach verleihen, um neue Finanzprodukte und Schuldtitel zu schaffen. Der gleiche Bitcoin könnte gleichzeitig bei mehreren Investoren als „hinterlegt“ gelten – und das führt zu einem System, das nur so lange funktioniert, wie niemand die tatsächliche Auslieferung der Coins verlangt.
Was ist Rehypothezierung?
Rehypothezierung ist ein Prozess, bei dem Finanzinstitute Vermögenswerte, die sie von ihren Kunden erhalten haben, erneut verwenden, um ihre eigenen Geschäfte zu finanzieren. In der Welt von Bitcoin wird dies oft über Derivate, Futures und andere Finanzprodukte realisiert. Das bedeutet, dass ein einzelner Bitcoin nicht nur einem einzigen Anleger gehört, sondern mehrfach als Sicherheit für unterschiedliche Investoren fungiert. Dies geschieht vor allem bei institutionellen Investoren, die sich die begrenzte Menge an Bitcoin zunutze machen, um die Nachfrage nach Bitcoin-Investmentprodukten zu befriedigen, ohne die Coins tatsächlich zu besitzen.
Wie funktioniert die Rehypothezierung bei Bitcoin?
Bei traditionellen Finanzprodukten wie Aktien oder Anleihen ist die Rehypothezierung ein etablierter Prozess, um Liquidität zu schaffen. Doch bei Bitcoin hat dieser Mechanismus das Potenzial, viel riskanter zu sein. Wenn ein Institution ihre Bitcoin verleiht, um Finanzprodukte zu erstellen, schaffen sie Papierprodukte, die den Bitcoin-Preis nachbilden, aber keine echten Coins hinterlegen. Das führt dazu, dass ein Bitcoin gleich mehrere Male als Sicherheiten für verschiedene Schuldtitel fungieren kann.
Die Gefahr dieser Praxis wird besonders offensichtlich, wenn auf einmal alle Investoren ihre „gesicherten“ Bitcoin verlangen. In einem solchen Fall könnte die ausgebende Institution in Zahlungsschwierigkeiten geraten, da sie nicht genug Bitcoin besitzt, um die Verpflichtungen zu erfüllen. Sollte die Nachfrage nach echter Auslieferung der Bitcoin plötzlich steigen – etwa durch eine Marktkorrektur oder einen Verlust des Vertrauens – könnte das gesamte System ins Wanken geraten.
Die Risiken für den Bitcoin-Markt
Die Rehypothezierung von Bitcoin hat weitreichende Folgen für die Stabilität des gesamten Marktes. Da viele Bitcoin-Produkte lediglich auf der Preisentwicklung basieren und keine echten Coins unter den Finanzinstrumenten liegen, könnte eine plötzliche Liquiditätskrise entstehen. Dies wäre besonders problematisch in Zeiten, in denen viele Anleger gleichzeitig den Wert ihrer Bitcoin realisieren möchten, ohne jedoch die Möglichkeit zu haben, die tatsächlichen Coins zu erhalten.
Ein weiteres Risiko entsteht durch das Vertrauen in den Emittenten. Wenn ein Finanzinstitut pleitegeht oder seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann, könnten Anleger ihre investierten Mittel verlieren, da der Bitcoin, den sie ursprünglich als Sicherheit erwartet hatten, nie in physischer Form existiert hat. Dies verschärft die ohnehin schon hohen Risiken, die mit der Investition in Bitcoin-Produkte verbunden sind.
Was bedeutet das für Investoren?
Für Privatanleger, die in Bitcoin investieren möchten, ist es wichtig zu verstehen, wie diese Finanzprodukte funktionieren. Der Kauf von Bitcoin über ETFs oder Zertifikate kann eine bequeme Möglichkeit sein, vom Bitcoin-Markt zu profitieren, aber er birgt das Risiko, dass man nicht wirklich im Besitz von Bitcoin ist. Wer echten Besitz von Bitcoin anstrebt, sollte daher in Betracht ziehen, direkt in die Kryptowährung zu investieren und sie in einer sicheren Wallet zu verwahren. Nur dann besitzt man die tatsächlichen Coins und ist vor den Risiken der Rehypothezierung geschützt.
Fazit: Ein systemisches Risiko für Bitcoin
Rehypothezierte Bitcoin sind eine ernstzunehmende Gefahr für die Marktstabilität und stellen ein systemisches Risiko dar. Solange die Marktteilnehmer nicht die tatsächliche Auslieferung von Bitcoin verlangen, funktioniert das System auf der Oberfläche. Doch in einem Markt, der auf Vertrauen und Knappheit basiert, kann diese Praxis zu einem massiven Vertrauensverlust und einem abrupten Wertverlust führen, sobald die Illusion von echter Bitcoin-Besitznahme aufgeflogen ist. Investoren sollten sich daher bewusst sein, dass nicht jeder Bitcoin, den sie in Finanzprodukten besitzen, tatsächlich in ihren Händen liegt.
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